Yogastile im Überblick

Als ich vor Jahren mit Yoga angefangen habe, hatte ich noch keine Ahnung davon, wieviel unterschiedliche Stilrichtungen es gibt. Da ich anfangs vorwiegend in Fitness-Studios praktizierte, ist es vorgekommen, dass ich in Stunden mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten landete. Vielleicht geht es einigen von euch ähnlich und ihr hattet auch schon diese Irritationen, wenn ihr unerwartet mit Pranayama oder dem Singen von Mantren konfrontiert wurdet. Wenn ich gefragt wurde, was für eine Yoga-Richtung ich praktiziere, habe ich mit den Schultern gezuckt und gesagt „Einfach Yoga“ . Also für alle, denen es vielleicht auch schon einmal so ergangen ist, bringe ich mal ein wenig Licht ins Dunkel.

In unserem westlichen Kulturkreis versteht man unter Yoga meist Hatha Yoga. Auf die Entstehung von Hatha Yoga gehe ich an dieser Stelle nicht ein. Im Fokus stehen hier hauptsächlich körperliche Praktiken (Asanas), verbunden mit Pranayama (Atemtechniken) und Tiefenentspannung. Hatha Yoga ist die Basis für die modernen Yogastile und im Unterschied zu einer gewöhnlichen Sportstunde geht es hierbei auch um Selbstreflektion und das Steuern der körpereigenen Energien. Die im Folgenden beschriebenen Yogastile sind aus dem Hatha Yoga entstanden und basieren teilweise darauf. Ich habe hier nur die, aus meiner Sicht, populärsten Stile aufgeführt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Ashtanga Yoga:

Ashtanga zeichnet sich durch eine präzise abgestimmte Asana-Reihenfolge aus, die mit Ujjayi-Atmung und der Fokussierung des Blicks (drishti) kombiniert ist. Ashtanga besteht aus insgesamt sechs Serien, von denen aber oft nur die erste Serie praktiziert wird, da die Perfektionierung eine jahrelange Übung erfordert. Bekannt wurde Ashtanga Yoga durch den Yogi Patthabi Jois. Ashtanga Yoga ist ein fordernder Stil, der den Körper schnell kräftigt und formt. Dieser Stil ist auch für erfahrene Yogis herausfordernd.

Anusara Yoga:

Anusara Yoga wurde von dem US-Amerikaner John Friend gegründet. Er entwickelte diesen Stil, nachdem er viele Jahre als Iyengar-Yogalehrer (siehe Iyengar Yoga) tätig war. Friend kombiniert im Anusara Yoga eine herzorientierte, freudige Praxis mit Ausrichtungsprinzipien. Im Vordergrund steht die innere Haltung des Schülers, dann erst folgt die körperliche Arbeit. Ziel ist es, dass die Energie optimal und frei durch den Körper fließen kann. Anusara Yoga ist für Yoga-Anfänger geeignet, da jede Haltung mit großer Präzision angesagt und aufgebaut wird.

Bikram Yoga:

Beim Bikram Yoga ist der Übungsraum ca. 40 Grad warm, um die Dehnungsfähigkeit des Körpers zu erhöhen. Die Übungsreihenfolge aus 26 Asanas folgt einem festen Prinzip und gleicht einem Workout. Der Yogastil ist in den USA sehr populär, weil er schnell spürbare Erfolge auf körperlicher Ebene erzielt. Ich empfehle den Film über den Gründer Choudhury„Bikram: Yogi, Guru, Raubtier“ auf Netflix.

Iyengar Yoga:

Das Iyengar Yoga trägt den Namen dank seines Erfinders, B. K. S. Iyengar. Beim Iyengar Yoga stehen Körperbewegungen und Pranayama (Atemtechniken) im Vordergrund.

Hilfsmittel wie Decken, Blöcke und Gurte sowie die präzise Ausführung der Asanas spielen eine große Rolle. Die Asanas werden lange gehalten, da die vollkommene Wirkung einer Asana, laut Iyengar, erst dann erreicht wird, wenn alle Körperteile in der richtigen Position sind. Iyengar-Yogastunden bestehen aus Abfolgen von Asanas ohne Flow, Mantren oder Musik, oft sogar ohne Sonnengrüße. Durch die genaue Anleitung und durch den Einsatz von Hilfsmitteln und Hilfestellungen entsteht eine Konzentration auf Körper und Geist.

Kundalini Yoga

Kundalini Yoga ist eher spirituell. Ziel ist es, durch Reinigungsübungen, Atmung und Meditation die Kundalini-Energie zu erwecken. In der Kundalini-Lehre wird diese Energie als schlafende Schlange symbolisiert, die eingerollt am unteren Ende der Wirbelsäule ruht und das Rückgrat entlang hochsteigen soll. Durch die im Kundalini Yoga erlernten Techniken und Reinigungsübungen soll sie systematisch geweckt werden und mit Hilfe der Energiekanäle aufsteigen. Die Bewegungen sind kreisend, wippend, hüpfend, oftmals werden Mantren gesungen.

Vinyasa Flow:

Ein Vinyasa Flow ist nichts anderes als der fließende Übergang einzelner Haltungen ineinanderIm Unterschied zu Ashtanga Yoga ist Vinyasa Flow allerdings abwechslungsreicher und spielerischer, da sich die Reihenfolge individuell variieren lässt. Ebenso wie beim Ashtanga Yoga liegt der Fokus in der Ausrichtung der Asanas, die mit Ujjayi-Atmung und Drishti kombiniert werden. Eine typische Vinyasa Flow Stunde zeichnet sich durch einen dynamisch-harmonischen Fluss der Asanas, untermalt mit passender Musik aus.

Yin Yoga

Yin Yoga ist eine sanfte und passive Praxis, in der die Asanas 3 – 7 Minuten gehalten werden, um das Bindegewebe zu dehnen und den Geist zu beruhigen. Die Bezeichnung „Yin Yoga“ leitet sich von dem chinesischen Konzept Yin und Yang ab. Dabei steht Yin für die weibliche, ruhige und passive Energie, Yang steht für den männlichen, dynamischen und aktiven Gegenpart.

Quellen:
Mark Stephens, Yoga unterrichten Yogawerkstatt Hannover, Manual TT 2020

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Essen. Schlafen. Dankbar sein.